Wissenschaft und Demokratie
Ausgangspunkt des Forschungsverbunds sind Krisendiagnosen und die Beobachtung, dass die Demokratie vor existentiellen Herausforderungen steht. Diese Herausforderungen sind für die am Verbund Beteiligten nicht nur Gegenstand ihrer Forschungsprojekte. Vielmehr betreffen sie auch die Rahmenbedingungen ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit, ihre Rollen außerhalb des Wissenschaftssystems, als Bürgerinnen und Bürger, Pädagoginnen und Pädagogen, Aktivistinnen und Aktivisten, als Mütter und Väter. Diese Konstellation wie auch das spezifische Forschungsdesign des Verbunds, das eine enge Kooperation mit gesellschaftlichen Akteurinnen und Akteuren vorsieht, legen es nahe, die Selbstreflexion über die Rolle von Wissenschaft und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in der Demokratie(-forschung) als Querschnittsthema des Verbunds zu konzipieren.
Da die im Verbund versammelten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit unterschiedlichen Demokratiebegriffen operieren sowie divergierende Auffassungen davon haben, welche gesellschaftlichen Bereiche wie und in welchem Ausmaß demokratisch organisiert werden sollen, wird die verbundbegleitende Reflexion kaum in einheitlichen Ergebnissen oder Handlungsempfehlungen resultieren. Sie soll aber dazu dienen, diese unterschiedlichen Annahmen zu schärfen und Positionen zur Frage nach der Verantwortung von Wissenschaft und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und nach der Bewertung wissenschaftlicher Kriseninterventionen zu entwickeln. Diese Form der Selbstreflexion, die auch das methodologische Vorgehen erfasst, ist zugleich wichtig für das transformative Forschungsdesign, das den Verbund als Ganzes und einen Teil seiner Projekte auch im Detail kennzeichnet. Dazu gehört die Auseinandersetzung mit den Begriffen Transdisziplinarität, transformative Forschung und partizipative Forschung und eine Verständigung darüber, welchen Stellenwert die genannten Konzepte in der Arbeit des Verbundes und seiner Teilprojekte haben sollen.
Ein Aspekt der Reflexivität, die im Verbund praktiziert werden soll, ist somit auch die kritische Diskussion des Selbstverständnisses von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die, wie oben schon angesprochen, sowohl Expertinnen und Experten als auch, außerhalb der Wissenschaft, Bürger, Bürgerinnen und Gesellschaftsmitglieder sind und diese Rollen in der Begegnung mit anderen Individuen zueinander ins Verhältnis setzen müssen.